Leserbrief Alsfelder Allgemeine – Strom aus Kirtorf für 5.300 Haushalte

Zu „Strom aus Kirtorf für 5300 Haushalte“ – AA vom 8.12.2016

Postfaktisches über Windkraft in Kirtorf

Das Adjektiv „postfaktisch“ wurde gerade von der Gesellschaft für deutsche Sprache zum Wort des Jahres gewählt. Der Begriff steht für das Ignorieren oder Verändern von Fakten mit dem Ziel, mit einer Information nicht die rationale, sondern die emotionale Bewusstseinsebene beim Menschen anzusprechen und somit Glauben über Wissen zu stellen.

Die Missachtung oder Verdrehung von Fakten dient dazu, dass Verhalten des Informationsempfängers im Sinne des Absenders der Botschaft zu beeinflussen. Er setzt dabei auf das Erfolgsrezept nach welchem Lügen, die man häufig wiederholt, irgendwann als Wahrheit wahrgenommen werden.

Kaum ein anderes Themenfeld, das sich größerer, medialer Aufmerksamkeit erfreut, ist so von Missachtung der Fakten geprägt wie die Berichterstattung über die sogenannten Erneuerbaren Energien. Obwohl die ca. 26.000 in Deutschland installierten Windkraftanlagen im Jahr 2015 nur zu 2,3% an der Deckung des Bruttoenergiebedarfs beteiligt waren, wird über die Medien der Eindruck erweckt, als sei die Substitution von Kern- und Kohlekraftwerken bereits problemlos möglich und nur die Atom- und Kohlelobby würde die Abschaltung ihrer Kraftwerke verhindern.

Zappelstrom

Da brutto meistens nicht auch gleich netto ist, verringert sich der Beitrag aus Windenergie mit Bezug auf den netto-Endenergieverbrauch um nahezu 30 Prozent. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass der Bedarf an elektrischer Energie und die Windstromerzeugung nur selten korrelieren. Strom aber immer genau dann erzeugt werden muss, wenn er auch benötigt wird. Wind weht aber, wann immer ihm nach Wehen zu Mute ist und oft weht er eben überhaupt nicht und dann ist es NIX mit der Stromerzeugung aus Windenergie.

Leider gehört auch die AA zu den Protagonisten bei der Verbreitung von Desinformationen in Sachen Erneuerbarer Energien. Vielleicht weil ihre Redakteure/innen an die klimarettende Wirkung der Windkraft glauben oder weil ihnen die Attitüde mit der die Windkraftlobbyisten auftreten imponiert.

Anlagen in Kirtorf bieten keine Versorgungssicherheit

In der Berichterstattung über die 3 Kirtorfer Windkraftanlagen wird versucht den Eindruck zu erwecken, als könnten diese „Windstrommacher“ die Versorgung von 3300 Kirtorfern, nebst weiterer etwa 10.000 Bürgerinnen und Bürger mit elektrischer Energie sichern. Dabei liegt die Versorgungssicherheit bei Strom aus Windenergie de facto nahe 0 (null). Demzufolge ist es „postfaktisch“ – man könnte auch sagen: unwahr oder gelogen – zu unterstellen, die Stromversorgung der Kirtorfer Bevölkerung und einiger Nachbargemeinden sei durch die Anlagen im Kirtorfer Kommunalwald gesichert.

„Kommunale Wertschöpfung“ ist gesetzlich legitimierter Taschendiebstahl

Um dem Projekt im Kirtorfer Wald, für das anscheinend die Finanzierung noch nicht gesichert ist, zum Erfolg zu verhelfen, stellt die AA auch noch für EGV und OVAG die Geldsammelbüchse auf. Dabei wirbt der Aufsichtsrat Künz mit den ebenfalls“ postfaktischen“ Hinweisen, dass das Geld aus den Investitionen und aus den Erträgen der Windkraftanlagen bei den BürgerInnen der Region bleiben solle und, dass dies dem Klima guttun würde, weil über 11.000 Tonnen CO2 – mit den Windkraftanlagen eingespart würden.

Diese sogenannte kommunale Wertschöpfung die sich durch die Erneuerbaren Energien über den Vogelsberg und das ganze Land ergießt ist, im weitesten Sinne, nichts weiter als gesetzlich legitimierter Taschendiebstahl. Die sogenannten Investoren – in diesem Fall EGV und OVAG – wirken wie Parasiten deren Wirte die stromverbrauchenden BürgerInnen sind und die für dieses Wirtedasein – vom Säugling zum Greis – mit 304,- Euro pro Kopf und Jahr belastet werden. Eine 4-köpfige Wirt – Familie muss damit auf 1.216,- Euro an Kaufkraft verzichten. Hochgerechnet auf 82.0 Millionen BundesbürgerInnen kommen so etwa 26.0 Milliarden Euro weniger Kaufkraft pro Jahr zusammen!

Keine CO2-Einsparung in Sicht

Vielleicht würden ja die BürgerInnen den Kaufkraftverzicht goutieren wenn das mit der CO2 – Einsparung denn stimmen würde. Aber leider steigen die Kohlendioxid-Emissionen, trotz vermindertem Energieverbrauch, jährlich weiter an. Damit gehört auch diese Klimarettungsfunktion, die den Erneuerbaren zugerechnet wird, zur Kategorie: postfaktisch!

Vielleicht wollte die AA aber auch nur eine Gutmenschengeschichte zur Weihnachtszeit beisteuern und hat sich vorgenommen, im neuen Jahr mehr über die Fakten und die Wirklichkeit zu berichten.

Hans Teegelbekkers

Schotten

(Anmerkung: Die Zwischenüberschriften haben wir redaktionell ergänzt, um die Übersichtlichkeit zu erhöhen)

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